Warum ein neuer Verband für NS-Opfer ?
Der Verband wurde im Januar 2023 gegründet. Inzwischen sind alle notwendigen formalen Schritte getan und die ersten Mitglieder aufgenommen.
Im Rückblick stellt Frank Nonnenmacher dar, wie es dazu kam.
Der Verband wurde im Januar 2023 gegründet. Inzwischen sind alle notwendigen formalen Schritte getan und die ersten Mitglieder aufgenommen.
Im Rückblick stellt Frank Nonnenmacher dar, wie es dazu kam.
Am 13. Februar 2020 beschloss der Deutsche Bundestag einstimmig, die jahrzehntelang verleugneten Verfolgten, die von den Nazis „Berufsverbrecher“ und „Asoziale“ bezeichnet wurden, als Opfer des Nationalsozialismus anzuerkennen. Das war ein großer Erfolg des Appells, den Julia Hörath, Sylvia Köchel, Andreas Kranebitter, Dagmar Lieske und ich 2018 gestartet hatten (siehe: change.org/vergessene-opfer). In der Folgezeit erhielten wir vermehrt Einladungen zu Vorträgen. Als Autor der Biografie eines Verleugneten („DU hattest es besser als ICH“), der mit dem grünen Winkel im KZ war, wurde ich häufiger zu Lesungen und Vorträgen in Schulen, Kulturinstituten und Gedenkstätten aufgefordert. In Fürth lernte ich im Rahmen einer solchen Veranstaltung Ines Eichmüller kennen, in zweiter Generation Nachkommin eines mit dem schwarzen Winkel markierten Verfolgten. Am Rande der Veranstaltung zogen wir Bilanz. Im Laufe der Zeit war festzustellen, dass die endlich erfolgte Anerkennung zweifellos einen wichtigen Meilenstein in der deutschen Erinnerungskultur darstellt, dass aber die Hoffnung trog, dass alle dort ebenfalls beschlossenen Maßnahmen zügig umgesetzt würden.
Es entstand die Idee, einen eigenen Verband zu gründen zum Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus.
Es war nicht leicht, an Adressen von Nachkommen der Verleugneten zu kommen, die wir zu einem Gründungskongress einladen wollten. Einige Pressorgane (z. B. taz, Tagesspiegel, FR, Freitag, DLF, HR, Radio Dreyeckland, FR, Mannheimer Morgen) haben uns dabei geholfen.
Innerhalb eines halben Jahres gelang dies in hinreichend vielen Fällen, sodass ich tatsächlich Mitte 2022 etwa fünfzig Adressen von Nachkommen aus der ersten, zweiten und sogar dritten Generation eines oder einer Verleugneten hatte. Viele schrieben bereits bei der ersten Kontaktaufnahme von der Geschichte ihres jeweiligen Vorfahren und äußerten ihre Genugtuung über den Versuch, „endlich“ eine Plattform zu gründen, die erstens einen Austausch ermöglichen und zweitens auch nach außen gerichtete Aktivitäten entfalten könnte. Es gab Interessent*innen, die mir schrieben, dass sie die Idee, sich mit anderen Nachkommen zu treffen, wunderbar fänden, es aber „noch nicht“ schaffen würden, zu einer solchen Versammlung zu kommen. Ich hatte schon durch entsprechende Hinweise in den ersten Kontaktschreiben damit gerechnet, dass es Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben könnte, die noch nie außerhalb der Familie über ihren verleugneten Vorfahren geredet haben.
Am 21. und 22 Januar 2023 trafen sich 32 Menschen in Nürnberg zu einem zweitägigen Gründungskongress. Konzeptionell hatten die Tagung Ines Eichmüller, Eva Fischer und ich vorbereitet. Journalistinnen und Journalisten und auch anderen nicht familiär betroffenen Interessierten, die angefragt hatten, ob sie ganz oder zeitweise an der Tagung teilnehmen könnten, haben wir mit der Begründung abgesagt, dass bei diesem ersten Treffen viele Teilnehmende einen geschützten Raum für einen ersten Austausch benötigten.
Wir hatten uns entschieden, im Plenum einen großen Kreis zu bilden und die Anwesenden zu bitten, selbst kurz von der Motivation für dieses Treffen und von der eigenen Familiengeschichte zu erzählen und abzuwarten, ob sich die Teilnehmenden dies trauten. Sehr schnell war dann eine Atmosphäre entstanden, in der nicht nur konzentriert erzählt, sondern auch sensibel nachgefragt wurde. Offensichtlich gaben die ersten Erzählungen Anknüpfungspunkte genug, um Parallelen in den Verfolgungsgeschichten zu entdecken bis hin zu der Feststellung, dass es durchaus möglich sein könnte, dass sich zwei Vorfahren gekannt haben könnten, waren sie doch zur gleichen Zeit im selben KZ gewesen. Solche Entdeckungen bewirkten eine Atmosphäre, die das Bedürfnis nach Austausch auch bei einigen weckte, die anfangs mit der Bitte um Verständnis mitgeteilt hatten, dass sie noch nicht so weit seien, sich Dritten gegenüber öffnen zu können. Dass es auch Tränen gab, war niemandem peinlich, es war eher ein positives Gefühl, die befreiende Wirkung zu spüren. Das Schweigegebot, das in den meisten Familien jahrzehntelang geherrscht hatte, konnte gebrochen werden.
Am zweiten Tag des Gründungskongresses ging es um die formale Gründung eines Verbandes. Dabei gab es folgende Festlegungen, die intensiv diskutiert wurden, am Ende aber jeweils einstimmig oder mit nur sehr wenigen Gegenstimmen verabschiedet wurden: Der Verband ist offen für alle, die sich mit den Zielen verbunden fühlen, nicht nur für Nachkommen der Verleugneten. Der Name soll sein: „Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus“ (vevon). Damit existiert zum ersten Mal seit dem gescheiterten Versuch von Georg Tauber von 1946 eine Organisation, die die Erinnerung an die Menschen mit dem grünen und dem schwarzen Winkel und ihren Einbezug in die Erinnerungskultur zum Ziel hat. In der Satzung wird ausdrücklich festgehalten, dass es aber auch um alle anderen bisher nicht in vollem Umfang anerkannten NS-Opfer, wie zum auch um die nach dem sogenannten „Polenstrafrecht“ in hoher Zahl gequälten und ermordeten Menschen geht.
Der Verband will sowohl nach innen wie auch nach außen wahrnehmbar wirken. Nach innen wird er eine Plattform bieten, in der ein Austausch der Nachkommen stattfinden kann, z.B. über Rechercheverfahren, einzelne Verfolgungsgeschichten und in der Veranstaltungen und Strategien geplant werden. Nach außen soll das jahrzehntelange Schweigen ein Ende haben. Der Verband will eine Stimme in der Erinnerungskultur sein, ist bereit, Zweitzeugen im Rahmen von Gedenkveranstaltungen zu stellen, die exemplarisch die Verfolgungsgeschichten der so lange Verleugneten erzählen. Ein erster beispielgebender Erfolg: Der Landtag von Rheinland-Pfalz hat am 27. Januar 2024, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, erstmals die Erinnerung an von den Nazis als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ diffamierten Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt gestellt und mich als Vorsitzenden von „vevon“ als Redner eingeladen. Zumindest in einem ersten Landesparlament wurde damit diese Opfergruppe erstmals breit wahrgenommen.
Der Verband will zudem ein Ansprechpartner für die Medien sein, sodass diese in ihren dringend weiterhin benötigten erinnerungskulturellen Beiträgen die bisher Verleugneten einbeziehen können. Der in den kommenden Jahren vielleicht wichtigste Punkt: Der Verband will der Politik „auf die Finger schauen“: In der Satzung heißt es ausdrücklich: „Der Verein fordert von der Bundesregierung u.a. die vollständige Umsetzung des Bundestagsbeschlusses vom 13. Februar 2020, insbesondere die ausreichende Finanzierung aller in diesem Beschluss genannten Maßnahmen.
Denn bis heute (Ende 2023) müssen wir feststellen, dass lediglich die beschlossene Wanderausstellung zu Einzelschicksalen der verleugneten mit 1,5 Mio € anfinanziert ist.
Der Bundestag hat die Bundesregierung zu viel mehr aufgefordert,
die verleugneten NS-Opfer „stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken und ihnen einen angemessenen Platz im staatlichen Erinnern zu verschaffen“
„Forschungsaufgaben zu finanzieren, um das Schicksal der von den Nationalsozialisten ‚Asoziale‘ und ‚Berufsverbrecher‘ Verfolgten weiter aufzuarbeiten“,
Forschungsarbeiten zu den Verfolgtenschicksalen und der noch wenig erforschten Rolle der beteiligten Verfolgungsinstanzen finanziell zu fördern“,
Nichts davon ist passiert. Dies und die offensichtliche Tatsache, dass die Opfergruppe der Verleugneten immer noch sowohl in den erinnerungskulturellen Veranstaltungen, in den Medien wie auch im Alltagsbewusstsein kaum vorkommen und auch dass die mangelhafte Umsetzung des Bundestagsbeschlusses kaum eine kritische Öffentlichkeit findet, hat uns darin bestärkt, einen Interessenverband zu gründen, der eine gewichtige Stimme haben wird.
Und „Der Verein setzt sich dafür ein, dass an einer geeigneten Stelle in Berlin ein zentrales Mahnmal für die lange verleugneten Opfer des Nationalsozialismus errichtet wird.“
Zum Abschluss der Tagung wurde der Vorstand gewählt und beauftragt, die Formalia der Gründung (Zulassung als gemeinnütziger Verein über Notariat, Amtsgericht, Finanzamt) in die Wege zu leiten. Dies ist inzwischen geschehen.
Einen sehr ermutigenden Charakter hatten die Grußworte, die zur Gründung des Verbandes vorlagen: Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Frau Claudia Roth (B90/Grüne), Erstunterzeichnende des erwähnten Appells an den Bundestag, freut sich, dass mit der Gründung des Verbandes „eine Leerstelle in der deutschen Erinnerungskultur geschlossen wurde“ und wünscht „dem Verband und allen, die in ihm engagiert sind, von Herzen Erfolg für ihre so wertvolle Arbeit.“ IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans Urban hofft, dass der Verband „eine hörbare, ja unüberhörbare Stimme in der deutschen Erinnerungskultur wird.“ Cornelia Kerth und Florian Gutsche vom Bundesvorstand der VVN-BdA schreiben: „Wir wünschen Eurem Verband einen guten Start und Eurem Anliegen Erfolg und freuen uns auf eine produktive Zusammenarbeit.“ MdB Marianne Schieder (SPD) eine der engagiertesten Politikerinnen bei den Diskussionen im Vorfeld des Bundestagsbeschlusses von 2020, schreibt: „In mir werden Sie immer eine politische Mitstreiterin finden.“
Am 13. Februar 2020 beschloss der Deutsche Bundestag einstimmig, die jahrzehntelang verleugneten Verfolgten, die von den Nazis „Berufsverbrecher“ und „Asoziale“ bezeichnet wurden, als Opfer des Nationalsozialismus anzuerkennen. Das war ein großer Erfolg des Appells, den Julia Hörath, Sylvia Köchel, Andreas Kranebitter, Dagmar Lieske und ich 2018 gestartet hatten (siehe: change.org/vergessene-opfer). In der Folgezeit erhielten wir vermehrt Einladungen zu Vorträgen. Als Autor der Biografie eines Verleugneten („DU hattest es besser als ICH“), der mit dem grünen Winkel im KZ war, wurde ich häufiger zu Lesungen und Vorträgen in Schulen, Kulturinstituten und Gedenkstätten aufgefordert. In Fürth lernte ich im Rahmen einer solchen Veranstaltung Ines Eichmüller kennen, in zweiter Generation Nachkommin eines mit dem schwarzen Winkel markierten Verfolgten. Am Rande der Veranstaltung zogen wir Bilanz. Im Laufe der Zeit war festzustellen, dass die endlich erfolgte Anerkennung zweifellos einen wichtigen Meilenstein in der deutschen Erinnerungskultur darstellt, dass aber die Hoffnung trog, dass alle dort ebenfalls beschlossenen Maßnahmen zügig umgesetzt würden.
Es entstand die Idee, einen eigenen Verband zu gründen zum Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus.
Es war nicht leicht, an Adressen von Nachkommen der Verleugneten zu kommen, die wir zu einem Gründungskongress einladen wollten. Einige Pressorgane (z. B. taz, Tagesspiegel, FR, Freitag, DLF, HR, Radio Dreyeckland, FR, Mannheimer Morgen) haben uns dabei geholfen.
Innerhalb eines halben Jahres gelang dies in hinreichend vielen Fällen, sodass ich tatsächlich Mitte 2022 etwa fünfzig Adressen von Nachkommen aus der ersten, zweiten und sogar dritten Generation eines oder einer Verleugneten hatte. Viele schrieben bereits bei der ersten Kontaktaufnahme von der Geschichte ihres jeweiligen Vorfahren und äußerten ihre Genugtuung über den Versuch, „endlich“ eine Plattform zu gründen, die erstens einen Austausch ermöglichen und zweitens auch nach außen gerichtete Aktivitäten entfalten könnte. Es gab Interessent*innen, die mir schrieben, dass sie die Idee, sich mit anderen Nachkommen zu treffen, wunderbar fänden, es aber „noch nicht“ schaffen würden, zu einer solchen Versammlung zu kommen. Ich hatte schon durch entsprechende Hinweise in den ersten Kontaktschreiben damit gerechnet, dass es Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben könnte, die noch nie außerhalb der Familie über ihren verleugneten Vorfahren geredet haben.
Am 21. und 22 Januar 2023 trafen sich 32 Menschen in Nürnberg zu einem zweitägigen Gründungskongress. Konzeptionell hatten die Tagung Ines Eichmüller, Eva Fischer und ich vorbereitet. Journalistinnen und Journalisten und auch anderen nicht familiär betroffenen Interessierten, die angefragt hatten, ob sie ganz oder zeitweise an der Tagung teilnehmen könnten, haben wir mit der Begründung abgesagt, dass bei diesem ersten Treffen viele Teilnehmende einen geschützten Raum für einen ersten Austausch benötigten.
Wir hatten uns entschieden, im Plenum einen großen Kreis zu bilden und die Anwesenden zu bitten, selbst kurz von der Motivation für dieses Treffen und von der eigenen Familiengeschichte zu erzählen und abzuwarten, ob sich die Teilnehmenden dies trauten. Sehr schnell war dann eine Atmosphäre entstanden, in der nicht nur konzentriert erzählt, sondern auch sensibel nachgefragt wurde. Offensichtlich gaben die ersten Erzählungen Anknüpfungspunkte genug, um Parallelen in den Verfolgungsgeschichten zu entdecken bis hin zu der Feststellung, dass es durchaus möglich sein könnte, dass sich zwei Vorfahren gekannt haben könnten, waren sie doch zur gleichen Zeit im selben KZ gewesen. Solche Entdeckungen bewirkten eine Atmosphäre, die das Bedürfnis nach Austausch auch bei einigen weckte, die anfangs mit der Bitte um Verständnis mitgeteilt hatten, dass sie noch nicht so weit seien, sich Dritten gegenüber öffnen zu können. Dass es auch Tränen gab, war niemandem peinlich, es war eher ein positives Gefühl, die befreiende Wirkung zu spüren. Das Schweigegebot, das in den meisten Familien jahrzehntelang geherrscht hatte, konnte gebrochen werden.
Am zweiten Tag des Gründungskongresses ging es um die formale Gründung eines Verbandes. Dabei gab es folgende Festlegungen, die intensiv diskutiert wurden, am Ende aber jeweils einstimmig oder mit nur sehr wenigen Gegenstimmen verabschiedet wurden: Der Verband ist offen für alle, die sich mit den Zielen verbunden fühlen, nicht nur für Nachkommen der Verleugneten. Der Name soll sein: „Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus“ (vevon). Damit existiert zum ersten Mal seit dem gescheiterten Versuch von Georg Tauber von 1946 eine Organisation, die die Erinnerung an die Menschen mit dem grünen und dem schwarzen Winkel und ihren Einbezug in die Erinnerungskultur zum Ziel hat. In der Satzung wird ausdrücklich festgehalten, dass es aber auch um alle anderen bisher nicht in vollem Umfang anerkannten NS-Opfer, wie zum auch um die nach dem sogenannten „Polenstrafrecht“ in hoher Zahl gequälten und ermordeten Menschengeht.
Der Verband will sowohl nach innen wie auch nach außen wahrnehmbar wirken. Nach innen wird er eine Plattform bieten, in der ein Austausch der Nachkommen stattfinden kann, z.B. über Rechercheverfahren, einzelne Verfolgungsgeschichten und in der Veranstaltungen und Strategien geplant werden. Nach außen soll das jahrzehntelange Schweigen ein Ende haben. Der Verband will eine Stimme in der Erinnerungskultur sein, ist bereit, Zweitzeugen im Rahmen von Gedenkveranstaltungen zu stellen, die exemplarisch die Verfolgungsgeschichten der so lange Verleugneten erzählen. Ein erster beispielgebender Erfolg: Der Landtag von Rheinland-Pfalz hat am 27. Januar 2024, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, erstmals die Erinnerung an von den Nazis als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ diffamierten Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt gestellt und mich als Vorsitzenden von „vevon“ als Redner eingeladen. Zumindest in einem ersten Landesparlament wurde damit diese Opfergruppe erstmals breit wahrgenommen.
Der Verband will zudem ein Ansprechpartner für die Medien sein, sodass diese in ihren dringend weiterhin benötigten erinnerungskulturellen Beiträgen die bisher Verleugneten einbeziehen können. Der in den kommenden Jahren vielleicht wichtigste Punkt: Der Verband will der Politik „auf die Finger schauen“: In der Satzung heißt es ausdrücklich: „Der Verein fordert von der Bundesregierung u. a, die vollständige Umsetzung des Bundestagsbeschlusses vom 13. Februar 2020, insbesondere die ausreichende Finanzierung aller in diesem Beschluss genannten Maßnahmen.
Denn bis heute (Ende 2023) müssen wir feststellen, dass lediglich die beschlossene Wanderausstellung zu Einzelschicksalen der verleugneten mit 1,5 Mio € anfinanziert ist.
Der Bundestag hat die Bundesregierung zu viel mehr aufgefordert,
die verleugneten NS-Opfer „stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken und ihnen einen angemessenen Platz im staatlichen Erinnern zu verschaffen“
„Forschungsaufgaben zu finanzieren, um das Schicksal der von den Nationalsozialisten ‚Asoziale‘ und ‚Berufsverbrecher‘ Verfolgten weiter aufzuarbeiten“,
Forschungsarbeiten zu den Verfolgtenschicksalen und der noch wenig erforschten Rolle der beteiligten Verfolgungsinstanzen finanziell zu fördern“,
Nichts davon ist passiert. Dies und die offensichtliche Tatsache, dass die Opfergruppe der Verleugneten immer noch sowohl in den erinnerungskulturellen Veranstaltungen, in den Medien wie auch im Alltagsbewusstsein kaum vorkommen und auch dass die mangelhafte Umsetzung des Bundestagsbeschlusses kaum eine kritische Öffentlichkeit findet, hat uns darin bestärkt, einen Interessenverband zu gründen, der eine gewichtige Stimme haben wird.
Und „Der Verein setzt sich dafür ein, dass an einer geeigneten Stelle in Berlin ein zentrales Mahnmal für die lange verleugneten Opfer des Nationalsozialismus errichtet wird.“
Zum Abschluss der Tagung wurden der Vorstand gewählt und beauftragt, die Formalia der Gründung (Zulassung als gemeinnütziger Verein über Notariat, Amtsgericht, Finanzamt) in die Wege zu leiten. Dies ist inzwischen geschehen.
Einen sehr ermutigenden Charakter hatten die Grußworte, die zur Gründung des Verbandes vorlagen: Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Frau Claudia Roth (B90/Grüne), Erstunterzeichnende des erwähnten Appells an den Bundestag, freut sich, dass mit der Gründung des Verbandes „eine Leerstelle in der deutschen Erinnerungskultur geschlossen wurde“ und wünscht „dem Verband und allen, die in ihm engagiert sind, von Herzen Erfolg für ihre so wertvolle Arbeit.“ IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans Urban hofft, dass der Verband „eine hörbare, ja unüberhörbare Stimme in der deutschen Erinnerungskultur wird.“ Cornelia Kerth und Florian Gutsche vom Bundesvorstand der VVN-BdA schreiben: „Wir wünschen Eurem Verband einen guten Start und Eurem Anliegen Erfolg und freuen uns auf eine produktive Zusammenarbeit.“ MdB Marianne Schieder (SPD) eine der engagiertesten Politikerinnen bei den Diskussionen im Vorfeld des Bundestagsbeschlusses von 2020, schreibt: „In mir werden Sie immer eine politische Mitstreiterin finden.“